Was wird aus den Priestern

„Was wird aus den Priestern ?
Wie Vieh weiden sie ihre Gemeinden,
treiben sie auf smaragdgrüne Weiden, sehen zu,
wie sie behäbig im Flussschlick lagern
und die Junisonne fliehen.
Sie folgen ihren Gemeinden, verjagen sie aus fremdem
Korn, führen sie heim, dahin, wo
am Abend die Feuer auf den Höfen entzündet werden.
Schlafen auf Säcken und Büchern, lauschen auf den Atem der Tiere im Schlaf
und träumen von den Gesichtern der Frauen, die gekommen sind,
die intimsten Sünden zu beichten,
sich Rat zu holen und auf Vergebung zu warten.
Was kann er dir raten ?
Sein Leben lang weidet er das Echo
und sucht nach Weidegründen und Schlafplätzen unterm schwarzen Himmel.
Du kannst mit ihm singen, kannst
neben ihm schlafen, einen Soldatenmantel als Decke,
kannst deine nasse Kleidung ans Feuer hängen,
im Fluss deine Hemden waschen,
die er in der Kirche aufspannt wie Grabtücher.
Was wird aus den Atheisten ?
Sie sagen – eigentlich glaube ich, ich glaube an alles, was
gesagt ist, aber nie und nimmer, unter keinen Umständen, keinesfalls werde ich mich dazu bekennen, denn das ist meine Sache,
sie geht nur mich etwas an. Und wenn er mir hundert Mal
böse ist, mir droht, sich ärgert und abwendet an seinem Kreuz da,
was will er ohne mich ? Was macht er allein ?
Er muss um meine Gegenwart kämpfen,
um meine Rettung ringen,
mit meinen Zweifeln, meinem Wankelmut,
meiner Offenheit rechnen.
Was wird aus dir ? Du kannst mit uns singen,
in unseren Kreis kommen, uns die Hand auf die Schulterlegen :
wir sind eins im Glauben,
eins in der Liebe,
eins in der Einsamkeit,
eins in der Enttäuschung.“

Auszug aus: Serhij Zhadan. „Mesopotamien.“



Ein paar Eindrücke zum Gebet der Menschen und ihrer Beziehung zu den Priestern,
aus dem vor wenigen Jahren völlig neu errichteten Michaelskloster, von dem aus die Russen 988 hinunter in den Dnipro gestiegen sind, um sich taufen zu lassen:

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SCHLAGLOCH - 13. Aug, 17:14

Hallo Weichensteller! Eigentlich frage ich mich

schon lange, wo bleibt das Echo / die Antwort von Gott auf die vielen Fürbitten, welche Sonntag für Sonntag während der Messfeier verlesen werden. Unter anderem auch nach Berufung für geistliche Berufe, nach Priesternachwuchs? Als Replik auf obige Strophe und als Frage zur Feststellung in der heutigen "Kleinen Zeitung": Das Durchschnittsalter der österreichischen katholischen Priester liegt über dem gesetzlichen Pensionsantrittsalter. Das bedeutet das Durchschnittsalter liegt über fünfundsechzig Jahre!

Eigentlich empfinde ich, dass die "ergrauten Priester" von der Administration der katholischen Kirche bis in das hohe Alter ausgebeutet werden. Wie sinnvoll sind erst andere Fürbitten, wenn schon das Echo auf den Priesternachwuchs stumm ist? Vielleicht versteht Gott unsere Sprache nicht.

Wahrscheinlich gehört der Ritus bzw. die Texte der Messfeier einmal "entrümpelt", will man jüngeres Publikum.

Gruss schlagloch.

weichensteller - 13. Aug, 22:36

Hallo Schlagloch,

das meinst du aber wohl nicht ernst:
Dass Gott ein bloßes Echo ist
und schnellstens unsere Wünsche erfüllen soll!

Beten ist genau das, was du als Mangel beschreibst, in diesem Fall Priestermangel.
Nämlich ist sich Gottes Führung anvertrauen.
Das gilt für Betende und für solche, die Christus nachfolgen.

Deine Vorschläge zur Kirchenerneuerung habe ich schon in meiner Schulzeit gehört. Wir haben inzwischen neue Messbücher und Rituale, alles da. Auch umgesetzt. Aber das allein machts wohl nicht aus. Jugendliche stört gar nichts an der normalen Liturgie, meine Erfahrung. Sie sind nur am Sonntag genauso faul wie ihre Eltern und wollen genauso cool sein wie die Gleichaltrigen.

Glaube und Kirche ist halt kein Supermarkt, sondern persönliche private und öffentliche Entscheidung für Gott.
SCHLAGLOCH - 14. Aug, 18:05

Hallo Weichensteller! Eigentlich frage ich mich,

woher die "Wehleidigkeit" der Pfarrer kommt, wenn sie sich beklagen, dass die Kirchen sonntags leer sind, vor allem leer was die Jugend betrifft. Diese Klage habe ich gerade erst während einer Predigt gehört. Dabei hatte ich nicht das Gefühl, dass dein Wort, "Nämlich sich Gottes Führung anvertrauen", gilt.

Ich nehme natürlich nicht an "Dass Gott ein bloßes Echo ist
und schnellstens unsere Wünsche erfüllen soll", aber irgend eine Resonanz muss es ja für die Fürbitten geben. Kannst du zu dieser möglichen Resonanz etwas sagen. Am besten ein konkretes Beispiel. Ansonsten werden wir ja von der Kirche für "Dummis" gehalten.

Sehr wohl werden die mächtigen Zeichen Gottes im Alten Testament und die Wunder im Neuen Testament zumeist so im Kirchenraum stehen gelassen. Ganz real.

Gruss schlagloch.

weichensteller - 15. Aug, 09:25

Also

am kommenden Sonntag haben wir in unserer Kirche eine Primizfeier. D.h. ein junger Mensch, der in Welzenegg aufgewachsen ist, ist Priester geworden und feiert seine erste Messe bei uns.

Es ist die dritte Priesterberufung in unserer Pfarre, die vor 60 Jahren gegründet worden ist. Vielleicht kann er in seiner Predigt auf deine Fragen eine Antwort geben?

Und unsere Kirche ist sonntags nicht leer, wie du selbst gesehen hast.

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